Analoge Künste

Modul II
Geschichte und Theorie der analogen Künste

Das Modul führt in die Geschichte und Theorie der Künste zwischen Renaissance und Postmoderne ein. Es besteht aus zwei Teilen:

  • Schule des Sehens: Analoge Bilder und Blicke
  • Analoge Künste und ihre Theorien: Poetik, Ästhetik, Theorien analoger Medien

Vermittelt wird neben kunst- und kulturgeschichtlichen Kenntnissen die Einsicht in den Wechselbezug von technischer Bildproduktion, (audio-) visueller Kultur und subjektiver Wahrnehmung: dass eben menschliches Sehen wie auch die mehr oder minder treuliche Wiedergabe des Gesehenen mittels technischer Medien nicht das Resultat allein natürlicher — angeborener — Fähigkeiten sind, sondern Produkte vermittelter Kompetenzen, die im Prozess kultureller Sozialisation teils umstandslos erworben, teils in professioneller Schulung mühsam erlernt werden.

 

Schule des Sehens:
Analoge Blicke und Bilder
 
(Modul Geschichte und Theorie der analogen Künste, Vorlesung / Seminar / Übung, ifs internationale filmschule köln, Studiengang Film)

Der Ursprung moderner Bild- und Blickproduktion datiert auf die Renaissance. In ihr begann eine Vielzahl optisch-mechanischer Innovationen (Erfindung der Zentralperspektive, Augmentierungen des menschlichen Blicks durch Glasspiegel, Brille, Teleskop, Mikroskop, Camera obscura usf.) Den medientechnischen entsprachen ebenso nachhaltige ästhetische Neuerungen; u. a. Tafelbild, Bild- und Buchdruck, (Guckkasten-) Bühne.

In praktischen Sehübungen erkannt und diskutiert werden sollen die gemeinsamen Kennzeichen des vielfältigen Wandels: einerseits die stete Rationalisierung der Bildproduktion, andererseits die optische Funktionalisierung des Blicks.

Beide Tendenzen zur immer zuverlässigeren Kontrolle von Bildern und Blicken setzten sich in der industriellen Frühzeit konsequent fort (u.a. mit Panorama, Diorama, Daguerreotypie bzw. Fotografie, Stereoskopie, Chronofotografie etc.).

Ihre nächste Stufe erreichte die technisch erzeugte (Audio-) Visualität dann mit der industriellen Technik der Kinematografie bzw. dem (Ton-) Film. In ihren dokumentarischen wie fiktionalen Varianten gelang der Filmkunst eine nachhaltige Modifikation des menschlichen Blicks durch maschinenerzeugte und maschinengesteuerte Bilder bzw. Blick- und Perspektivvorgaben.

In praktischen Sehübungen erkannt und diskutiert werden soll, wie während der industriellen Moderne mit ihren Leitmedien Film und dann Fernsehen entscheidende — medientechnische, ästhetische, kognitive, soziale — Voraussetzungen für die gegenwärtige Digitalisierung der Bild- und Blickproduktion geschaffen wurden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Analoge Künste und ihre Theorien:

Poetik, Ästhetik, Theorien analoger Medien 
(Modul Geschichte und Theorie der analogen Künste, Vorlesung / Seminar / Übung, ifs internationale filmschule köln)

Das historisch-theoretisch orientierte Seminar nimmt seinen Ausgang bei der Poetik des Aristoteles und gelangt zeitraffend zu den ästhetischen Theorien der Moderne.

Wesentliche Stationen sind in der Fokussierung auf den deutschsprachigen Kulturraum Kants Theorie des Schönen, Hegels Ästhetik, Freuds Theorie visueller Darstellung, Benjamins Theorie des Kunstwerks, Adornos ästhetische Theorie sowie McLuhans Begründung der Medientheorie. Den Endpunkt bilden die ästhetischen Reflexionen, zu denen es während der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts im Kontext postmodern-dekonstruktivistischer Philosophien kam (etwa Foucault, Barthes, Virilio, Baudrillard).

Sie markieren den Beginn postindustrieller Medienkultur und zugleich den Übergang von der traditionellen Orientierung an einzelnen Sparten analoger Kunstproduktion zu einer ästhetischen Reflexion, die ihr Hauptaugenmerk nun auf die mediale Basierung künstlerischer Produktion legt.

 

 

 

Auswahlliteratur

Schule des Sehens – analoge Blicke und Bilder

Crary, J. (1999). Suspensions of Perception: Attention, Spectacle, and Modern Culture. Cambridge Mass., MIT Press.

Hauser, Arnold (1967). Sozialgeschichte der Kunst und Literatur; München: Beck.

Hockney, David (2001). Secret Knowledge: Retracing Six Centuries of Western Art; New York: Viking Studio.

Hörisch, J. (2001). Der Sinn und die Sinne: eine Geschichte der Medien. Frankfurt am Main, Eichborn.

Kittler, F. A. (2002). Optische Medien: Berliner Vorlesung 1999. Berlin, Merve.

Levinson, Paul (1997). The Soft Edge: A Natural History and Future of the Information Revolution; London, New York: Routledge.

Misa, T. J. (2004). Leonardo to the Internet: Technology & Culture from the Renaissance to the Present. Baltimore, The Johns Hopkins University Press.

Schnell, R. (2000). Medienästhetik: Zu Geschichte und Theorie audiovisueller Wahrnehmungsformen. Stuttgart, Metzler.

Tomas, D. (2004). Beyond the Image Machine: A History of Visual Technologies. London; New York, Continuum.

Winston, B. (1996). Technologies of Seeing: Photography, Cinematography and Television. London, British Film Institute.

Winston, B. (1998). Media Technology and Society: A History From the Telegraph to the Internet. London; New York, Routledge.

Reader Analoge Künste und ihre Theorien

(Texte u. a. von Aristoteles, Hegel, Freud, Benjamin, McLuhan; wird zu Anfang des Semesters zur Verfügung gestellt.)

–> Modul I: A/V-Digitalisierung

–> Modul III: Digitale Künste
–> Modul IV: Adaptation
–> Modul V: Faction
–> Modul VI: Menschenbilder