1998-07 Eiskalt in die Ewigkeit

Volltext:

Eiskalt in die Ewigkeit. (Über Kryonik; erschienen unter dem Titel „Gefroren in die Ewigkeit”). In: NZZ FOLIO, Juli 1997, S. 16-19.

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Gundolf S. Freyermuth

Eiskalt in die Ewigkeit

In Arizona harren 35 tiefgekĂŒhlte Kryonauten ihrer Auferstehung

Der weiße, gekrĂŒmmte Leib in dem durchsichtigen Plastiksack ist nicht der erste Tote, dem ich begegne. Aber er ist der erste, den man voller Gefrierschutzmittel gepumpt und wie eine Flasche Wodka auf Eis gelegt hat.

Das Thermometer zeigt an jenem Sommertag 42 Grad. Im Schatten. Doch Phoenix, die Millionenstadt in der WĂŒste von Arizona, ist aus glatten Betonblöcken und steil brennender Sonne gemacht, und im Air Park, dem Gewerbegebiet nicht weit vom Sky Harbor Flughafen, gibt es keinen Schatten, nur funkelnagelneue FlachgebĂ€ude und dazwischen kahlgeschorene RasenflĂ€chen, auf denen die Sprinkler surren.

Im Hauptquartier der gemeinnĂŒtzigen Alcor-Stiftung ist es dagegen so klinisch kalt, wie es amerikanischer Sitte entspricht. Von Ferne schwingt in der Eisluft der Eingangshalle ein zarter, sĂŒĂŸer, verrottender Geruch, gegen den die Klimaanlage vergeblich ankĂ€mpft. Das, wenn schon nicht Stephen Bridges verdrĂŒcktes LĂ€cheln, hĂ€tte mich warnen sollen.

„Ich möchte”, sagt der Alcor-Chef, kaum dass er meine Hand geschĂŒttelt hat, „dass Sie Professor Epstein kennenlernen.”

Stephen W. Bridge ist ein mittelgroßer Mann Mitte 40, im bĂŒrgerlichen Beruf Bibliothekar, und der stete Umgang mit BĂŒchern muß ihn Respekt vor Menschen gelehrt haben, die akademische Titel tragen.

„Der Professor ist Historiker, eine ungemein interessante Gestalt”, sagt er schwĂ€rmerisch, wĂ€hrend er mich an den BĂŒrowaben vorbei in den hinteren Bereich des GebĂ€udes lotst. Dort ist der Operationssaal untergebracht, und dort befindet sich auch die hohe Halle, in der Alcors „Patienten” ruhen. „Schon als Kind hat Professor Epstein Mussolini getroffen. Mit elf floh er vor den Nazis nach New York. Ganz allein. Und als Student verkaufte er Einstein eine Versicherungspolice!”

Hinter der TĂŒr, die linker Hand zum Operationssaal fĂŒhrt, sind gedĂ€mpfte Stimmen und lautes, metallisches Klappern zu hören. Der sĂŒĂŸliche Geruch verstĂ€rkt sich.

„Wir sind noch bei der Reinigung”, erklĂ€rt Stephen Bridge und bleibt vor einer brusthohen weißen KĂŒhlkiste stehen. Sie ist so lang wie ein Kindersarg. UnwillkĂŒrlich flĂŒstere ich.

„Sie können ruhig laut reden”, sagt Bridge, sich mit der Hand ĂŒber den rötlichen Schnauzer fahrend, der ordentlich unter seiner Nase klebt, „unsere Patienten stört das nicht”.

Dann klappt er so beilĂ€ufig-bedeutungsvoll, als ziehe er ein Kaninchen aus dem Zylinder, die Kiste auf, und da, auf einem Lager aus dampfendem Trockeneis, liegt Professor Anatol Epstein – nackt und enggekrĂŒmmt wie ein Embryo und so wĂ€chsern und winzig, wie der Tod uns alle macht. Der Leichengeruch ist betĂ€ubend.

„Der Professor kam vorgestern von der OstkĂŒste”, plaudert Stephen Bridge ungerĂŒhrt weiter. „Er reiste alleine an, ohne seine Tochter …” Bridge stockt lange genug, um eine vorwurfsvolle Kopfbewegung anzudeuten. „Wir haben ihn vom Flughafen abgeholt, natĂŒrlich mit der Ambulanz.”

Die Eile, mit der Bridge und seine Truppe dabei zu Werke gingen, mag den meisten Menschen ĂŒbertrieben erscheinen, denn schließlich war der 66jĂ€hrige Geschichtsprofessor schon viele Stunden zuvor von einem New Yorker Arzt fĂŒr tot erklĂ€rt worden. Doch in den Augen der Leute von Alcor war und ist Anatol Epstein keineswegs unwiderruflich entseelt. FĂŒr sie lebt er lediglich in limbo – vorĂŒbergehend deanimiert. Untot.

„Wir mĂŒssen nur dafĂŒr sorgen, dass unsere Körper nach unserem Tod in entsprechenden KĂŒhltruhen gelagert werden, bis eine Zeit gekommen ist, in der die Wissenschaft uns helfen kann”, heißt es im TiefkĂŒhl-Kultbuch The Prospect of Immortality: „Was immer uns heute tötet, sei es das Alter oder eine Krankheit, und auch wenn die Gefriertechniken zur Zeit unseres Todes noch sehr primitiv sein sollten, frĂŒher oder spĂ€ter werden unsere Freunde in der Zukunft der Aufgabe gewachsen sein, uns wiederzubeleben und zu heilen.”

Mit diesen programmatischen SĂ€tzen des amerikanischen Physikprofessors und Science-Fiction-Fans Robert T. W. Ettinger begann 1964 eine Bewegung, deren AnhĂ€nger sich nach „kryos”, dem griechischen Wort fĂŒr kalt, Kryoniker nennen.

Der erste Mensch, der mit Professor Ettingers fixer Idee Ernst machte, war der kalifornische Arzt Dr. James Bedford. Am 12. Januar 1967 starb er an Krebs. Seine Familie begrub ihn nicht, sondern folgte seinem Wunsch und „suspendierte” ihn. Suspension heißt laut Duden „zeitweilige Aufhebung”. Ihre kryonische Variante findet, nach vorheriger AbkĂŒhlung des „Patienten”, in einem Bad aus flĂŒssigem Stickstoff statt.

Der weiße BehĂ€lter, in dem Dr. Bedford die ersten beiden Jahrzehnte seiner Suspension trieb, steht heute in Alcors Lobby. Er ist einem Propangastank nicht unĂ€hnlich. Über ihm hĂ€ngen – wie bei den Straßenrand-Schreinen, die in sĂŒdlichen LĂ€ndern der Verkehrstoten gemahnen – Erinnerungsfotos.

„Wir arrangieren die Patienten jetzt senkrecht”, sagt Stephen Bridge, „auf dem Kopf stehend. Falls nĂ€mlich ein Leck eintreten sollte, wĂ€ren zuerst die FĂŒĂŸe ohne KĂŒhlung. Und auf die können wir eher verzichten als auf unseren Kopf.”

Bis die kryonischen Do-it-yourself-Bastler zu solchen Einsichten kamen, bedurfte es jedoch einiger Forschung und der Entwicklung einer halbwegs professionellen Infrastruktur. Ihr Fundament setzte Fred Chamberlain, ein Raumfahrtingenieur, der am renommierten Jet Propulsion Labaratory der NASA in Pasadena arbeitete, als ihm Mitte der sechziger Jahre Ettingers Buch in die HĂ€nde fiel.

„Seine Ideen erschienen mir so vernĂŒnftig, dass ich mir sicher war, irgend jemand werde schon bald die notwendigen Techniken entwickeln”, sagt Chamberlain. „Ich war zu beschĂ€ftigt, um mich selbst drum zu kĂŒmmern.”

Der Ingenieur half, Mariner- und Voyager-Raumsonden zu bauen, die Mars, Venus und die ferneren Planeten unseres Sonnensystems erkundeten. Als jedoch 1970 seine Mutter starb und auch sein Vater krĂ€nkelte, dĂ€mmerte ihm, dass die Zeit drĂ€ngte und niemand die kryonische Praxis vorantrieb. 1972 grĂŒndete Fred Chamberlain daher mit ein paar Gleichgesinnten im kalifornischen Riverside Alcor.

Der Name fĂŒr die Non-Profit-Organisation wurde mit Bedacht gewĂ€hlt. Er stammt von einem fernen Stern im Großen BĂ€ren. Mit bloßem Auge erkennen kann ihn einzig, wer ĂŒber außergewöhnliche Weitsicht verfĂŒgt. Fred Chamberlain bewies sie: Er entwarf die GerĂ€tschaften zur TiefkĂŒhlung kryonautischer „Patienten”, die – technisch erheblich verbessert – bis heute in Gebrauch sind. 1976 kam es dann zu Alcors erster Suspension, an der Chamberlain auch persönlich teilnahm: „Es war mein Vater, er wollte nicht sterben, niemand will sterben. Ich war ihm das schuldig.”

Heute, 21 Jahre spĂ€ter, florieren fast ein Dutzend Organisationen, die kryonische Suspension anbieten, in Nordkalifornien zum Beispiel TransTime, BioTime und die American Cryonics Society, in SĂŒdkalifornien CryoCare mit den Servicefirmen BioPreservation und CryoSpan, in Michigan das Cryonics Institute und eben Alcor, das 1994 aus Riverside ins erdbebensichere Phoenix ĂŒbersiedelte.

Die Stiftung ist unbestrittener MarktfĂŒhrer. Fast 500 Mitgliedern zĂ€hlt sie, 35 davon suspendiert. „Zwei Patienten kamen allein in den vergangenen Wochen dazu”, sagt Fred Chamberlain. Der 62jĂ€hrige leitet als PrĂ€sident die TagesgeschĂ€fte, seit Stephen Bridge Anfang des Jahres in den Vorstand wechselte. Weltweit hĂ€lt Alcor einen Marktanteil von gut 75 Prozent, wobei die Kryoniker mehrheitlich der technischen Intelligenz entstammen und im amerikanischen Westen leben. Hochburgen der Gefrierfreunde bilden auch Australien und Großbritannien, wo Alcor eine TiefkĂŒhl-Dependance unterhĂ€lt.

Ganz Mitteleuropa hingegen verharrt im Stadium kryonischer Unterentwicklung. In der Schweiz, Österreich und Deutschland hat sich bislang keine Handvoll Pioniere gefunden, die bereit wĂ€ren, ins ewige Eis zu gehen. Dabei wĂ€re das Leben ohne Verfallsdatum billig zu haben – zum monatlichen Spottpreis von ein- oder zweimal volltanken:

Sterbensunwillige mĂŒssen lediglich zugunsten der Stiftung eine Lebensversicherung abschließen. Sie soll die Kosten der eigenen TiefkĂŒhlung und anschließenden Aufbewahrung decken. Je nach gewĂ€hltem Verfahren und Wohnort des zukĂŒnftigen Kryonauten belaufen die sich auf 50 000 bis 130 000 Dollar. Sodann setzt man ein Testament auf, das Alcor den eigenen Leib als Ganzkörperspende ĂŒberantwortet. Im Gegenzug gibt’s ein Armkettchen, welches NotĂ€rzte vor Suspensions-schĂ€dlichen Eingriffen warnt, sowie im Ernstfall Alcors Letzte Hilfe.

„Unter kryonischen Gesichtspunkten optimal”, meint Stephen Bridge, „wĂ€re ein langsamer Krebs.” Mit dem nĂ€mlich könnte der Patient sich noch selbstĂ€ndig nach Phoenix aufmachen. Wenn Vorwarnung besteht, entsendet Alcor auch ein Not-Team, das vor Ort fĂŒr temporĂ€re PrĂ€paration sorgt. Bei ihr wird das Blut des Patienten durch Viaspan ersetzt, eine Lösung, die sonst zur Konservierung von Körperteilen fĂŒr Transplantationen benutzt wird. Übliche Organspenden wie Herzen und Nieren halten sich in ihr 18 bis 24 Stunden frisch.

Wer allerdings plötzlich und fern von Alcors Hightech-OP stirbt, dem geht’s wie Professor Epstein: Sobald das Ableben amtlich ist, wird er oder sie schlicht auf Eis gelegt und schnellstens per Flugzeug nach Phoenix verfrachtet. Hier nimmt sich seiner das Suspensions-Team um Fred Chamberlains Frau Linda an. Ein Arzt, es kann auch mal ein VeterinĂ€r sein, öffnet den Brustkorb, legt einen Herz-Bypass an und kappt die Verbindungen zur Lunge. Ein effektiverer Blutkreislauf wird so direkt vom Herz zum Gehirn etabliert, und Frostschutzmittel auf Glycerol-Basis tröpfelt in die Adern.

Die Perfusion gleicht einer Gratwanderung. Einerseits ist eine hohe SĂ€ttigung des Gehirns mit dem Mittel wĂŒnschenswert, um beim Einfrieren GewebeschĂ€den möglichst gering zu halten. Andererseits besteht die Gefahr einer Vergiftung der Zellen. Durch ein Guckloch, das der Chirurg in den SchĂ€del des Patienten bohrt, beobachtet das Team die Trockenlegung. Am Ende einer erfolgreichen Perfusion tut sich zwischen SchĂ€deldecke und Gehirn eine Kluft von zwei, drei Zentimetern auf.

Hat sich der Patient zur Ganzkörper-Version entschlossen, so nĂ€ht man ihm nun die Brust wieder zu. Sein Leib wird in eine Plastikplane gewickelt und in die Trockeneisbox gestopft, in der ich Professor Epstein antraf. Die AbkĂŒhlung auf minus 97 Grad dauert zwei Tage. Danach kommt der Patient zwecks Endlagerung bei minus 196 Grad in ein Stickstoff-Bad.

Selbst ĂŒberzeugteste Kryoniker leugnen allerdings nicht die gewaltigen GefrierschĂ€den, die beim gegenwĂ€rtigen Suspensions-Verfahren entstehen. Viele wollen daher die Menge der gefrorenen und reparaturbedĂŒrftigen HumanitĂ€t gering halten. Im Gegensatz zu Professor Epstein ersparen sie sich die Einlagerung des ohnehin meist kranken Körpers. Ihnen geht es lediglich um die Konservierung des Gehirns; der neue Körper zum alten Kopf soll dereinst nachgeklont werden.

In solchen – billigeren – FĂ€llen von „NeuroprĂ€servation” trennt das Team am Ende der Perfusion den SchĂ€del zwischen dem fĂŒnften und sechsten RĂŒckenwirbel ab und packt ihn in eine Art Spaghettitopf, wĂ€hrend der von Gefrierschutzmittel vergiftete Restkörper als SondermĂŒll entsorgt wird.

Derek Ryan, ein rundlicher Endzwanziger, sĂ€gte so einmal den Kopf eines Bekannten ab, mit dessen Freundin er jetzt zusammenlebt. Wenn der VorgĂ€nger aus dem Eis ins Leben zurĂŒckkehrt, sagt Derek, werde er mit ihm darĂŒber sprechen: „Ich möchte ihm erzĂ€hlen, wie seltsam liebevoll es sich anfĂŒhlte. Ich bin ihm dadurch viel nĂ€her gekommen.”

Die Szene könnte gut in einem Hollywoodfilm ĂŒber Horror-Beziehungskisten spielen, und nirgendwo ist Kryonik denn auch populĂ€rer als in der populĂ€ren Kultur. Tiefgefrorenes aller Orten: vom Science-Fiction-Klassiker 2001 – Odyssee im Weltraum und unzĂ€hligen Star-Trek-Folgen ĂŒber Bestseller aus jĂŒngerer Zeit wie Chiller, Host oder The Day After Tomorrow, dessen Autor Hitlers Eisbirne an der Eigernordwand in die ewigen GletschergrĂŒnde rollen lĂ€ĂŸt, bishin zu Mike Myers aktuellem Comedy-Hit Austin Powers.

Weniger amĂŒsiert reagiert die Schulmedizin. Sie hĂ€lt das Konzept der kryonischen Zeitmaschine fĂŒr Scharlatanerie, eine futuristische Version von Geldschneiderei. Den gefrierfeindlichen VorwĂŒrfen stellen die Alcorianer mehrere Argumente entgegen. Nicht das geringste lautet: Alcor darf als Stiftung keinen Gewinn machen, und die GehĂ€lter der Festangestellten liegen mit 14 000 Dollar pro Jahr an der Armutsgrenze.

Bliebe der Vorwurf der Scharlatanerie. Auf die Konservierungsmethode bezieht er sich ausdrĂŒcklich nicht. Denn dass die „Patienten”, schwimmen sie erstmal bei minus 196 Grad Celsius in den Stickstofftanks, tatsĂ€chlich der fernen Zukunft dekompositionsfrei, also ohne weiteren Zellverfall entgegentreiben, ist offizieller Forschungsstand von Kryobiologie und Kryogenik. Und die gelten, im Gegensatz zur umstrittenen Kryonik, als exakte Wissenschaften.

Ihre jĂŒngsten Fortschritte klingen zudem kaum weniger phantastisch als die kryonische Utopie. So werden Haut und Augenhornhaut, Blut und Teile der BauchspeicheldrĂŒse fĂŒr Transplantationen routinemĂ€ĂŸig eingefroren. Und lĂ€ngst lebt eine erkleckliche Zahl von Menschen unter uns, die schon mal tiefgekĂŒhlt waren – als Embryos. Sie werden ebenso wie Sperma auf Vorrat eingelagert, um in ein paar Jahren oder in ein paar Jahrhunderten Verwendung zu finden.

Trotz intensiver BemĂŒhungen ist es jedoch bislang nicht gelungen, komplette Organe wie Herzen so tiefzukĂŒhlen, dass sie nach dem Auftauen funktionsfĂ€hig wĂ€ren. „Der Glaube, Kryonik könne jemanden wiederbeleben, der eingefroren wurde”, stellte daher Arthur C. Rowe, Direktor des kryobiologischen Rote-Kreuz-Instituts in New York einmal fest, „ist so ziemlich dasselbe wie die Idee, aus einem Hamburger wieder eine Kuh zu machen.”

„Ja, viele Leute versuchen, auf unsere Kosten komisch zu sein”, sagt Stephen Bridge, als wir in der Halle mit den „Patienten”-Dewars stehen, knapp drei Meter hohen IsolierbehĂ€ltern, die Edelstahl-Thermosflaschen auf RĂ€dern gleichen. „FĂŒr uns sind aber die Suspendierten keine gesichtslosen Toten. Das sind unsere VĂ€ter und MĂŒtter, Töchter und Söhne.”

Die kĂŒhlglĂ€nzenden Sarkophage sind bis zum Rand mit flĂŒssigem Stickstoff gefĂŒllt. In ihnen treiben die Ganzkörper-Suspendierten und auch ein paar ihrer Haustiere. Die Spaghettitöpfe mit den SchĂ€deln der NeuroprĂ€servierten ruhen in kleineren Truhen. Hoffnung auf aller nicht allzuferne Wiederbelebung weckt bei den Kryonikern insbesondere die Nanotechnologie, die Zellreparatur Atom fĂŒr Atom verspricht. Die heutigen Spötter, meint man bei Alcor, werden am Ende genauso wenig Recht behalten wie ihre kleinmĂŒtigen Kollegen, die vor kaum 100 Jahren noch Flugzeuge und Raumraketen fĂŒr physikalisch unmöglich erklĂ€rten. Denn wie die Menschheit die Schwerkraft ĂŒberwand, so werde sie auch bald dem Tod ein technisches Schnippchen schlagen.

„Zu sterben ist nichts NatĂŒrliches. Alter ist genauso eine Krankheit wie Krebs”, sagt Frank Chamberlain. „Und bis diese Krankheiten heilbar sind, brauchen wir die Kryonik – um uns in eine bessere Zukunft zu transportieren.”

 

Dieser Artikel findet sich – leicht gekĂŒrzt – ebenfalls auf der Website von NZZ FOLIO unter http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/82a8f584-70a1-4a72-aa45-b54575fb6596.aspx