Reprint des Monats

September 2009
Sex mit Seife
Über Web-Soaps
(1997)

Melodramen übers Lieben und Leiden schöner junger Menschen, Sci-fi- und Cy-fi-Serien, Sit.coms, Net-Noir-Thriller: In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre entstanden im WWW Seifenopern aller Spielarten. Von der schweren Geburt einer neuen Unterhaltungsform.

Prototyp der Websodien war The Spot, dessen erste Folge im Juni 1995 ins World Wide Web gestellt wurde – mit überraschendem Anklang. Binnen kurzem erzielte die Webserie um die Bewohner eines mysteriös-glamourösen Strandhauses in Venice, Kalifornien, pro Woche fünf Millionen Hits.

Der Erfolg setzte eine Flut von Nachahmungen, Weiterentwicklungen und exotischen Spielarten in Gang. Auf dem Höhepunkt der Welle, zwischen 1995 und 1996, stellten über einhundert Websodien regelmäßig neue Folgen ins Netz. Es gab heimgestrickte Serien und professionell produzierte, die über 100 000 Dollar pro Installation kosteten. Es gab Sci-Fi- und Cy-Fi-Serien, Sit.coms, Net-Noir-Thriller. Es gab Websodien, die an die bessere Gen-X-Literatur erinnerten, und es gab unzählige seichte Melodramen übers Lieben und Leiden schöner junger Menschen, wie es das Fernsehen und „The Spot» vorgemacht hatten.

Allen gemeinsam aber war ein Grundelement, dem sie ihren anfänglichen Erfolg verdankten: dass sie ihren Fans ein weit höheres Maß an Kommunikation und Interaktivität boten als klassische Fernsehserien. Die Produzenten und Darsteller der Websoaps forderten zu Anregungen per E-mail auf, die meisten offerierten darüberhinaus Chat-Rooms, in denen sich Schauspieler, Autoren und Produzenten regelmäßig ihrem Publikum stellten, um vergangene Geschehnisse, aber auch den Fortgang der Serien zu diskutieren ...


Erstveröffentlichung:
Sex mit Seife. Über Web-Soaps. In: INTERNET PROFESSIONELL, Juni 1997, S. 104-107.


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