Juli 2007: Das obskure Objekt digitaler Begierden - Buch 2.0

12. Juli 2007
Das obskure Objekt digitaler Begierden – Buch 2.0. Oder: Von der doppelten Zukunft des Buchs
Präsentation beim 4. Münchner Typotag, veranstaltet von der Typographischen Gesellschaft München e. V.

Zur Veranstaltung siehe
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Sabine Cronau berichetete im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels (30/2007, S. 16ff.):

Bis 18.20 Uhr war die Welt noch in Ordnung. Denn so lange blieben die Büchermenschen unter sich. Die, für die es gar keine Frage ist, dass das reale Buch die digitale Revolution überleben wird. ... Dann allerdings kam Gundolf S. Freyermuth, früher Chefreporter bei »Tempo«, heute Professor für Angewandte Medienwissenschaften an der Internationalen Filmschule in Köln, und brachte all die Beschwichtigungen und Printträume mit wohlgesetzten Worten und einer suggestiven Multimediaschau ins Wanken. Papier sei zu schwer, zu langsam geworden, für die Geschwindigkeit unserer Gesellschaft, so Freyermuths Kernthese, für die er tief in die Geschichte von Computertechnikund Kommunikationstheorie zurückging. Als »Hardware« sei das Buch letztlich nichts anderes als ein analoges Display, das sich nun durch den technischen Fortschritt zum digitalen Display wandele -»so wie eine Kutsche letztlich auch nur ein Auto mit Pferden war«.
Das gedruckte Buch, im Zeitalter von Web 2.0 nicht mehr als ein lahmer Gaul? Falls das so ist, dann wäre es zwnindest kein Einzelschicksal. Schließlich haben sich auch Musik und Film von ihren alten Medienträgern emanzipiert, um sich »transmedial« und munter auf digitalen Plattformen zu tummeln. Was das heißt, führte Freyermuth dem Publikum beim Münchner Typotag gleich vor. »We are always living a way ahead of our thinking«: Statt Marshall McLuhans These, dass unser Vorstellungsvermögen der Realität immer etwas hinterherhinkt, einfach nur im Vortrag zu zitieren oder via Power Point an die Wand zu werfen, ließ er den legendären Medienwissenschaftler in O-Ton und Kurzfilm zu Wort kommen. Ein kleiner Vorgeschmack auf die grenzenlosen medialen Möglichkeiten von morgen.


Florian Rötzer, Boris Kochan, Esen Karol und Gundolf S. Freyermuth während der Vernissage der 53. TDC-SHOW im Rahmen des 4. Münchner Typotages am 12. Juli 2007.
(
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