Audiovisualität

1 Thema

Den inhaltlichen Ausgangspunkt bildet der zeitgenössische Übergang von analoger zu digitaler Medienproduktion.

Dieser – nach Mechanisierung und Industrialisierung – dritte große Medienumbruch der Neuzeit bedeutet einerseits, nämlich in technologischer Hinsicht, eine radikale Neuorientierung.

Andererseits aber, nämlich in kultureller Hinsicht, setzen sich mit der Digitalisierung deutlich ästhetische und kommunikative Bestrebungen fort, deren Ursprung in der Renaissance liegt.

Im Zentrum des Projekts steht daher der neuzeitliche Prozess einer sukzessiven Akkumulation auditiver, visueller und – in der Kombination – audiovisueller Medien und Verfahren sowie deren je zeitgenössische Nutzung zu kommunikativen, unterhaltenden und künstlerischen Zwecken.

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2 Hintergrund

Wir erleben, was in der Geschichte der Zivilisation nur wenigen Generationen vergönnt war: das Entstehen einer gänzlich neuen Variante audiovisueller Kunst und Kommunikation. Neue Medien aber bewirken kulturellen Wandel nicht allein durch das, was an ihnen neu und einzigartig ist.

Ein Blick zum Beispiel auf das Schicksal der Malerei nach Aufkommen der Fotografie oder das des Theaters nach Aufkommen des Films zeigt: Allemal so nachhaltig wie ihr direkter ist der indirekte Einfluss neuer Medien. Denn zum einen pflegen sie die Rolle der alten neu zu definieren – deren ästhetische wie soziale Gegenwart.

Zum zweiten aber tauchen sie alles, was vor ihnen kam, in ein neues historisches Licht. Da die Gegenwart als natürliche Umwelt den Zeitgenossen weitgehend unsichtbar bleibe, erkannte Marshall McLuhan, machen erst neue Medien, indem sie „new environments for old technologies“ schaffen, ihre älteren Konkurrenten strukturell sichtbar.

“A group of people in a darkened room, watching images on a wall - thrown by a beam of light cutting through the darkness, must have resembled a group watching home movies.” (Erik Barnouw, 1956; Bild: Laterna Magica, 1787)
“A group of people in a darkened room, watching images on a wall – thrown by a beam of light cutting through the darkness, must have resembled a group watching home movies.” (Erik Barnouw, 1956; Bild: Laterna Magica, 1787)

Die Durchsetzung digitaler Audiovisualität verändert insofern nicht nur wie einst die Industrialisierung das überkommene massenkulturelle Mediengefüge, indem die A/V-Leitmedien Film und Fernsehen sich kulturell zunehmend marginalisiert und künstlerisch herausgefordert finden. Mit der Digitalisierung wird auch der ältere historische Prozess der – erst mechanischen, dann industriellen – Akkumulation (audio-) visueller Medien und Verfahren sowie deren Funktionalität und ästhetische Qualitäten im Sinne McLuhans sichtbarer.

Uns eröffnet sich so eine neue, eben transmediale Perspektive auf Geschichte und Theorie audiovisueller Kunst und Kommunikation.
Dementsprechend kam gegen Ende des 20. Jahrhunderts in den separaten Kunst-, Kommunikations- und Medienwissenschaften mit der Einsicht in den pictorial oder visual turn das Desiderat nach transdisziplinären Konzepten auf, welche die engen Fachgrenzen von Kunst- und Filmwissenschaft, Foto-, Radio-, Fernseh- oder Games-Theorie überwinden.

Die Bedingungen digitaler Bild- und Tonproduktion ermöglichen erstmals eine medienhistorisch fundierte Theorie der Audiovisualität, welche die Medien und ihre Geschichte nicht länger nach jenen – in der künstlerischen Praxis ohnehin überholten – Kategorien separiert, die einst die analogen Mittel und Medien vorgaben. Freilich ermöglichen sie eine solche transmediale Perspektive nicht nur, sie erfordern sie auch.

3 Projekt

Ziel

Meine Absicht ist es, eine historisch und transmedial orientierte Theorie neuzeitlicher Audiovisualität zu entwickeln.

Sie soll den zwar technologisch bedingten und begrenzten, jedoch von sozio-kulturellen und vor allem ästhetischen Interessen sowohl getriebenen wie gebremsten Prozess fortschreitender Rationalisierung medialer – auditiver, visueller, audiovisueller – Produktion in seinem Verlauf skizzieren und theoretisch begreifen. pasted-graphic-5

Website

Die Arbeit an der Kulturgeschichte der Digitalisierung wird sukzessive online auf –> www.audiovisualität.de dokumentiert und zur Diskussion gestellt — in der Hoffnung nicht zuletzt auf Ergänzungen, Korrekturen und Anregungen.

Für weitere Informationen bitte jeweils oben auf der Seite die nächste Zahl klicken!